Was ist das Poland Syndrom?
Das Poland Syndrom tritt mit einer Häufigkeit zwischen ca. 1 : 20.000 und 1 : 30.000 auf. Es ist eine komplexe Fehlbildung der Brust, der Brustmuskulatur, der Rippen, des Armes, der Finger und nur selten der inneren Organe oder der unteren Extremität. Dabei sind Männer doppelt so häufig wie Frauen betroffen und die rechte Seite häufiger als die linke.
Die fehlende Brustmuskulatur führt nur in den seltensten Fällen zu Funktionseinschränkungen, da diese durch andere Muskeln ausgeglichen werden.
Der Unterschied zu einer Amastie (Fehlen der Brust) oder Hypomastie (eine zu kleine Brust) ist, dass die Brustwarze vorhanden ist und gleichzeitig der Brustmuskel fehlt oder stark unterentwickelt ist und zumeist zusätzliche Fehlbildungen bestehen.
Dadurch dass das Poland Syndrom nur einseitig auftritt, fallen die starken Asymmetrien der Brustgröße und -beschaffenheit in der Pubertät deutlich auf. Die betroffene Seite ist bindegewebsreich und fettgewebsarm. Die Gegenseite ist häufig fettreicher und hängt daher immer stärker.
Was ist die Ursache des Poland Syndroms?
In ca. 4 % der Fälle ist es familiär vererbt, die meisten Fälle sind wahrscheinlich multifaktoriell bedingt. Es handelt sich bei dem Syndrom um eine Fehlbildung der Schlüsselbein-Arterie (arteria subclavia) in der Schwangerschaft, die zu einer Entwicklungsstörung der betroffenen Seite führt. Die Fehlbildungen betreffen also immer nur eine Seite.
Welche Behandlungsmöglichkeiten des Poland Syndroms bieten Sie an?
Obwohl das Poland Syndrom nur selten funktionell einschränkend ist, besteht insbesondere bei Mädchen oder jungen Frauen ein starker Leidensdruck durch die Asymmetrie der Brust. Diese ist auch in Kleidung nur schwer zu verbergen.
Oft ist eine Wiederherstellung nur durch einen komplexen Behandlungsplan möglich. Die nicht vorhandene oder zu kleine Brustdrüse kann durch ein Implantat oder Eigenfett ersetzt werden. Da beim Poland Syndrom der Brustmuskel fehlt, liegen die Implantate zwangsläufig zwischen Rippen und Haut. Um die Implantate natürlich und weniger tastbar und sichtbar erscheinen zu lassen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Den Gebrauch einer speziellen Matrix (auflösbar oder permanent), die über das Implantat gelegt wird und die Bildung von eigenem Bindegewebe stimuliert. Oder die Kombination mit Eigenfett und Implantaten (siehe Hybrid-Brustvergrößerung). Des weiteren können mikropolyurethan beschichtete Implantate verwendet werden, die die Bildung von Eigengewebe um das Implantat fördern.
Gleichzeitig muss häufig auch die „gesunde“ Gegenseite für eine annähernde Symmetrie mit behandelt werden. Dabei kommen Brustverkleinerungen oder Bruststraffungen zum Einsatz. Die Erreichung einer 100%igen Symmetrie ist aber leider nicht möglich.
Ich rate davon ab nur einseitig ein Implantat einzulegen, da sich die Brüste in den Folgejahren komplett unterschiedlich auseinander entwickeln und erneut eine starke Asymmetrie entsteht. Es ist besser beidseits ein Implantat einzulegen und ggf. auf der Gegenseite eine Plus-Minus-Operation durchzuführen.